VGF Frankfurt

frankfurt.jpgBeratung zu Hause
Verkehrsgesellschaft Frankfurt schickt Mobilitätsberater in über 130 Haushalte

Mit welchen Mitteln kann die (Frankfurter) Bevölkerung zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV motiviert werden? Mit dieser wichtigen Frage beschäftigen sich die MitarbeiterInnen der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGH) in einem Forschungsprojekt als Kooperationspartner und stellten es im PRIMA-Wettbewerb unter dem klangvollen Titel „COLUMBUS – neue Wege entdecken“ vor. COLUMBUS steht für Carsharing Oder Laufen, U-Bahn, TramM, Bike, BUs & S-Bahn. In Gesprächsrunden zwischen Mitarbeitern der Frankfurter Verkehrsgesellschaft (Marktforschung, strategisches Marketing und Tarif) und Wissenschaftlern, u.a. vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, wurden zunächst grundsätzlich Überlegungen zum Thema „Fahrverhalten“ angestellt. Welche Rolle spielt „Gewohnheit“ bei der Entscheidung für ein Verkehrsmittel? Stellt die Informationsbeschaffung für die Nutzung von Bussen und Bahnen eine Barriere dar und wie hoch ist sie? Die Kooperation von Wissenschaft und Praxis formulierte das Ziel, aktiv den Kontakt zum potentiellen Kunden zu suchen und seine Mobilitätsbedürfnisse zu analysieren. Fünf Mitarbeiter der Frankfurter Verkehrsgesellschaft wurden im Rahmen dieses Projektes zu sogenannten Mobilitätsberater/innen ausgebildet, die in einer breit angelegten Aktion 225 Personen aus etwa 130 Haushalten in zeitlichen Abständen befragten. Finanziert wurde das Projekt zu 80 % durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Am Ende der Feldarbeit standen vollständige Befragungs- bzw. Erhebungsunterlagen mit mehr als 400 ausgefüllten Fragebögen und mehr als 700 sogenannten Mobilitätsbüchern zur Verfügung. Das Ergebnis: Binnen sechs Wochen stieg die Nutzung von Bussen und Bahnen um rund 5 %. Die persönliche und aktive Mobilitätsberatung durch die BeraterInnen der VGH kann demnach als wirtschaftlich angesehen werden. Zum Nulltarif brachte sie gleichzeitig Effekte wie positive Ausstrahlung für das ÖPNV-Unternehmen und innovatives Image. Langfristig haben sich für die VGH aus dieser Befragungsaktion weitreichende Konsequenzen ergeben: Bisherige Planungs- und Marketingeinheiten der VGF sind in Form einer eigenständigen Regieorganisation – der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft (LNG) Frankfurt am Main mbH – ausgegründet und zusammengefasst worden. Somit wird ab 2002 die aktive persönliche Mobilitätsberatung zu einem Bestandteil der Kundenbetreuung. Für alle fünf bisherigen Mobilitätsberater besteht damit die Option zum Wechsel in diesen erweiterten und im Sinne von Kundenorientierung zentralen Aufgabenbereich.

MVV Mannheim

In Mannheim wird gechippt
Informationen rund um den ÖPNV über neue Chipkarte für Studenten

 

Bei dem Projekt der Mannheimer Verkehrsverein AG ging es ausnahmsweise nicht um Themen wie „Kundenorientierung“ oder „Kommunikation“, sondern mit einer technischen Innovation schufen die KollegInnen etwas bundesweit Neues: Einen multifunktionalen Studentenausweis in Form einer Chipkarte, welche die bisherige Papierform ersetzt. Dieses Projekt konnte nur in Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten umgesetzt werden: der Universität Mannheim, dem Studentenwerk Mannheim, dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der GINIT Education AG sowie Siemens. Die multifunktionale Plastikkarte ist vielseitig verwendbar: als Studenten- und Bibliotheksausweis, zum Ausdruck von Bescheinigungen und Prüfungsergebnissen, für Adressänderungen und vieles mehr. Gleichzeitig kann diese Karte zukünftig auch als Semesterticket genutzt werden, indem Sie dieses auf die Chipkarte aufdrucken. Diese wird über Selbstbedienungsterminals an einer Hochschule ausgegeben, was bisher bei keinem Verkehrsunternehmen in Deutschland bisher umgesetzt wurde. Die Studierenden können beim Kauf über das Terminal entscheiden, ob zusätzliches Infomaterial zum ÖPNV im Einzugsbereich der Hochschule zugesandt werden soll. Für den Studierenden ergeben sich also eine Reihe praktischer Vorteile, welche sind aber konkret die des ÖPNV-Unternehmens? Erstmalig kann der tatsächliche Nutzungsgrad des Semestertickets exakt ermittelt werden. Zielgruppengenaue Informationen rund um den ÖPNV. Reduzierung des Kundenandrangs in den Kundenzentren. Einsparung von Sachkosten (Druckerpapier, Kundenkarten, Hüllen). Studentenorientierte Marketingaktionen möglich. Reduzierung von Provisionszahlungen um DM 15.000 jährlich u.a. (Kosten für die Verkaufsstellen). Sollten andere Hochschulen Interesse an einer solchen Chipkarte haben, ist eine Übernahme des Systems möglich!

Dortmunder Stadtwerke

dortmund.jpgBlick über den Tellerrand
Dortmunder Azubis gründen Juniorenfirma zur Verbesserung der Ausbildung 

Die Projektidee zum Prima-Wettbewerb der Dortmunder Stadtwerke AG stammt aus dem Kreis der Auszubildenden. Die zunehmende Technisierung von kaufmännischen Arbeitsplätzen und die Spezialisierung in den unterschiedlichen Fachbereichen wurde als Problem erkannt, da komplexe Zusammenhänge für die Lernenden schwer anschaulich gemacht werden konnten und theoretisch vermittelte Inhalte in der Praxis schwer wiederzuerkennen waren. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde eine Firma in der Firma gegründet. Die Juniorenfirma sollte die Ausbildung sozusagen in eigener Regie managen und darüber hinaus folgende Ziele erreichen: Stärkere Transparenz der Zusammenhänge im Unternehmen, Förderung der Schlüsselqualifikationen (z.B. Methoden- und Fachkompetenzen), Zusammenarbeit von kaufmännischen und technischen Auszubildenden, Nutzung eines eigenen Lernortes unter ,Echtbedingungen‘. Die Mitarbeit in der Juniorenfirma sollte allerdings die betriebliche Ausbildung nicht ersetzen, sondern ergänzen, und zwar im zweiten Ausbildungsjahr. Die Organisationsstruktur ist professionell: Geführt wird die Juniorenfirma von zwei GeschäftsführerInnen und mindestens vier weiteren kaufmännischen Auszubildenden. Jede/r steht einem der Ressorts Einkauf, Produktion, Marketing, Personalleasing oder Buchhaltung vor. Als besonders praxisnah erweist sich das Hauptgeschäftsfeld „Personalleasing“. Hier können die Auszubildenden einen Blick über den Tellerrand werfen, da sie für begrenzte Zeiträume in Unternehmensbereichen mit Personalengpässen eingesetzt werden, die nicht unbedingt im regulären Ausbildungsplan vorgesehen sind. Doch auch für die Fachbereiche ist diese Handlung attraktiv, denn der Stundensatz eines Auszubildenden liegt unter dem einer Zeitarbeitsfirma. Der Gegenwert wird der Juniorenfirma intern gutgeschrieben und ermöglicht den Auszubildenden die Erfahrung, dass ihr Einsatz „etwas wert“ ist und auch Erwartungen an eine bestimmte Arbeitsqualität geknüpft sind. Neben einer Reihe weiterer Vorteile ist wohl hervorzuheben, dass im Gegensatz zu den komplexen Betriebsabläufen im Unternehmen sich jene in der Juniorenfirma als transparenter und damit lerneffektiver für die Auszubildenden darstellt. Darüber hinaus lässt sich wohl ohne Zweifel behaupten, dass der junge Nachwuchs in besonderer Weise in den sozialen Kompetenzfeldern Kommunikations-, Verantwortungs- und Kooperationsfähigkeit geschult wird.