LVB


Das Spar-ABC

Bei dem Projekt der Leipziger Verkehrsbetriebe spielten die Reinigungsdamen eine wichtige Rolle! Sie waren es nämlich, denen im Verlauf ihres Dienstes auffiel, dass das Licht in einigen Büros nach Feierabend noch leuchtet. Aber auch Werkstattmitarbeitende wunderten sich über hell erleuchtete abgestellte Fahrzeuge mitten in der Nacht.
Wenn sie sich diese „nachtaktiven“ Kolleginnen und Kollegen im Laufe ihrer Arbeitszeit trafen, tauschten sie sich rege über diese „Energieverschwendung“ aus und überlegten gleichzeitig, was gegen diese Energieverschwendung getan werden könnte.
Petra Coddington FotografenmeisterinSo informierten sie die direkten Vorgesetzten, Center- und Geschäftsleiter und liefen damit offene Türen ein. Erste konzeptionelle Gedanken wurden gesammelt und der Unternehmensleitung unterbreitet.
Die Unternehmensleitung war so sehr von den Ideen und der Präsentation der Mitarbeitenden angetan, dass es den Status „TOP-Projekt“ bekam.

Jetzt ging es an die Feinarbeit. Es wurden 3 Arbeitsgruppen zum Thema „Energiesparen“ gebildet:

1. Fahrstrom,
2. Kraftstoff und
3. Liegenschaften.

In jeder Arbeitsgruppe arbeiteten die Experten des jeweiligen Bereichs. Da Kostensteigerungen in Form von Energiepreiserhöhungen nicht beeinflusst werden können, bleibt nur die Möglichkeit, den Verbrauch zu senken. Also wurde in der Arbeitsgruppe 1- Fahrstrom als erstes der technisch begründete jährliche Energiebedarf ermittelt und mit den Ist-Werten verglichen. Die Werte waren nicht identisch, Einsparpotentiale wurden sichtbar.
Der Arbeitsgruppe 2 – Kraftstoffe stand das Aufspüren und Abstellen der Ursachen von ineffizientem Kraftstoffverbrauch im Fokus. Mit Hilfe des Messprogramms „Open Matics“ konnten Verbrauchsmesszahlen auch am stehenden Fahrzeug ermittelt werden. Ein weiterer Punkt war das Fahrverhalten des Fahrpersonals. Hier war der Einbau von Momentan-Verbrauchsanzeigern hilfreich. Die Arbeitsgruppe 3 – Liegenschaften kümmerte sich bei Neuanschaffungen um energieeffiziente Geräte oder z. B. die Ablösung von Heizöl durch Fernwärme.Petra Coddington Fotografenmeisterin

Zudem wurde viel Wert auf Einbeziehung und aktiver Teilnahme aller Mitarbeitenden beim Energiesparen gelegt. Dieser Anspruch brachte eine anspruchsvolle Kommunikationsaufgabe mit sich. Trotz allem hat sich der Einsatz gelohnt! Erste Zahlen berichten von z. 1170 gesparten MWh , dies entspricht einem Energieverbrauch von 348 Privathaushalten im Jahr.

BSAG


Schutzhaube für Dynamische Fahrgastinformationsanzeige (DFI)

Es flogen Steine, eine ältere Dame mit verschiedenen Schuhen stolperte mit ihrem Rollator an der Haltestelle, Tupperdosen verteilten sich im Gleisbett… Es war richtig was los, bei der Präsentation der BSAG.

Sehr anschaulich wurde dem Publikum Vandalismus an den DFI mit ihren Folgen an den Haltestellen präsentiert. Obwohl die DFI in 3 Metern Höhe angebracht sind, ist Vandalismus noch möglich. Sie sind nicht Zielscheibe von Aufklebern, Graffiti o. ä., sondern werden als Zielscheiben missbraucht. Ein großer Teil der Beschädigungen trifft die Glasscheiben.

Die Ersatzteilbeschaffung ist sehr langwierig und teuer. Zudem ein Ärgernis für die Kunden, denn defekte DFI zeigen die Abfahrzeiten nicht mehr an, die Fahrgastinformation unterbleibt. Die Montage ist zeitintensiv, andere Arbeiten müssen liegen bleiben.
Petra Coddington FotografenmeisterinDie Folge: Die Kundenbeschwerden schnellten in die Höhe.
Kaum war eine DFI wieder instand gesetzt, war sie schon wieder zerstört. Ein ewiger Kreislauf.
Dann hatten die beteiligten Kolleginnen und Kollegen die Idee: man könnte die Glasscheiben doch schützen? Schließlich sind sie die Zielscheibe der Vandalen…. Kurzerhand nahmen sie Kontakt mit einer Fachfirma für Kunststoffe auf und testeten diverse Kunststoffe per Versuchsanordnung mit einer ausrangierten DFI.
Mit den „Testergebnissen“ entwickelten sie ihre Idee weiter.
Heraus kam nach einigem Tüfteln eine sog. „Schutzhaube“. Hierfür werden auf der Glasoberfläche der DFI Schutzgummis aufgebracht. Die Außenkanten der Kunststoffplatten werden abgerundet, entgratet und mit Distanzstücken versehen. Sie geben einen ausreichenden Abstand zur Glasscheibe. Mit Hilfe von vier Gewindestangen, selbstsichernden Gewindemuttern und Unterlegscheiben werden die zwei Kunststoffplatten seitlich verbunden. Für die Montage und den Schutz werden zusätzlich in dem Bereich zwischen den Platten Kunststoffschläuche über die Gewindestangen gezogen.
Eine erste Montage erfolgte an einer Haltestelle, die sich leider durch starken Vandalismus in der Vergangenheit aus. Das Ergebnis ist positiv, die Schutzhaube hält!Petra Coddington Fotografenmeisterin

Das ist eine gute Nachricht für alle ÖPNV- Unternehmen mit ähnlichen Problemen, denn die Schutzhaube lässt sich leicht auf alle DFI übertragen.

Stadtwerke Osnabrück

 

Voneinander – Miteinander: Wir fahren Busschlau!

Die Präsentation der Stadtwerke Osnabrück startete sprachlos! -in der Gebärdensprache. Über den Köpfen des Publikums waren förmlich die „???“ zu sehen, denn dieser „Sprache“ sind die meisten nicht mächtig. Die Übersetzung sensibilisierte die Zuhörer und Zuschauer auf eine ganz besondere Kundschaft im ÖPNV: Menschen mit Behinderungen. Dabei war es egal, ob geistige oder körperlich Behinderung, die Osnabrücker boten quasi einen Perspektiv-Wechsel an. Die Idee für dieses Projekt entstand durch gewöhnliche Petra Coddington FotografenmeisterinAlltagssituationen im Bus. In Osnabrück gibt es die HHO – Heilpädagogische Hilfe Osnabrück. Viele Mitarbeitende dieser Einrichtung nutzen die Busse der Stadtwerke OS, verstärkt natürlich die Linie zur HHO. Diese Strecke wurde immer unbeliebter, bei den Kolleginnen und Kollegen der Stadtwerke, aber auch bei den Mitarbeitenden der HHO. Schwierige Situationen ergaben sich, beidseitig. Grund dafür war sicherlich das oft „seltsame“ Verhalten dieser speziellen Fahrgäste mit dem die Busfahrenden nicht umgehen konnten, andererseits aber auch die Verhaltensweisen der Busfahrenden, die nicht immer angemessen waren.
So entstand die Idee, Unsicherheiten auf beiden Seiten abzubauen, ein besseres Miteinander zu erarbeiten und zwar in Form eines gemeinsamen Projektes mit den Stadtwerken OS und der HHO. Ziel war, Menschen mit Behinderung durch Schulungen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu erleichtern und ihnen so die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Denn Mobilität stellt einen zentralen Bestandteil eines selbständigen und selbstbestimmten Lebens dar. Gleichzeitig wurde die Absicht verfolgt, den Kolleginnen und Kollegen des Fahrdienstes Verständnis für die Situation von Menschen mit Behinderung zu schaffen, Berührungsängste sollten abgebaut werden.Petra Coddington Fotografenmeisterin
Projektinhalte wurden gemeinsam mit Mitarbeitenden der HHO mit und ohne Behinderungen und der Stadtwerke herausgearbeitet. Schon während dieser gemeinsamen Arbeitsphase wurden Hemmungen und Vorurteile auf beiden Seiten langsam abgebaut. Inzwischen sind die ersten Schulungen erfolgreich absolviert und es konnte eine positive Resonanz gezogen werden: die Mitarbeitenden der HHO fühlen sich ein Stück mehr beachtet und unterstützt, die Kolleginnen und Kollegen des Fahrdienstes wurde das Verständnis und Bewusstsein geschärft, Hemmungen und Ängste abgebaut.
Für das Publikum gab es die Möglichkeit sich per „Alterssimulationsanzug“ oder Simulationen für Höhr-, Seh- und Koordinationseinschränkungen, in die Perspektive von mobilitätseingeschränkten Personen zu versetzen. Wer diese Möglichkeit wahrgenommen hat, dem wurde klar: Alt werden ist nix für Feiglinge! (O-Ton aus der Präsentation der BSAG).

üstra

FABLAB- die Tüftlerwerkstatt

FABLAB- was ist das denn?? Genau das hat das Team der üstra dem prima Publikum erklärt.
Also, FABLABS sind offene Werkstätten. Hier können Tüftler und Bastler gemeinsam moderne Geräte und Maschinen für ein geringes Entgelt nutzen. Sie sind aber auch Orte des Lernens und der Weiterentwicklung, Mitglieder der FABLABS arbeiten eigenständig an ihren Projekten und geben ihr Wissen gegenseitig weiter. Zudem sind sie Orte der Innovation, deshalb werden sie oft von großen Firmen unterstützt, wie z. B. der üstra.

Petra Coddington FotografenmeisterinAuf die Idee kamen Mitarbeitende der technischen Ausbildungswerkstatt. Sie besuchten privat die Messe „Maker Faire“ in Hannover. Da sie selber privat große Bastler sind, überlegten sie, ob es nicht möglich wäre, die gut ausgestattete Lehrwerkstatt auch an den Wochenenden zu nutzen und den Mitarbeitenden der üstra zur Verfügung zu stellen. Denn jeder hat ja mal privat einen Auftrag, zur Durchführung aber nicht unbedingt das richtige Werkzeug oder das nötige Know how dafür
Also öffneten sie, nach Rücksprache, die Lehrwerkstatt an jedem 2. Samstag im Monat bei dem immer ein Ausbilder vor Ort ist. Der erste Termin wurde noch sehr verhalten angenommen, die Termine danach jedoch schlugen ein wie eine Bombe! Kinder, Enkel, Rentner, Verwaltungs-, oder Fahrdienstmitarbeitende etc. nahmen die Termine wahr.

Es entstanden Bastler-Workshops um Wissen weiter zu geben: Drehen, Fräsen, oder Schutzgas- und WIG-Schweißen, alles ist möglich. Wunderbar mit anzusehen ist auch, wie nicht nur die Jungen von den Alten und deren Erfahrungen lernen, sondern dass Lernen auch anders herum funktioniert. Die Jungen bringen den Alten z. B. bei, wie man mit einem Arduino (Microcontroller) umgeht.Petra Coddington Fotografenmeisterin

Ein weiterer Pluspunkt ist der Austausch der Kolleginnen und Kollegen über die Bereiche hinweg. Das fördert das Verständnis füreinander und verbessert die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens.

Natürlich gibt es bei der Nutzung dieser Werkstatt auch Regularien, die zu beachten sind. Jeder FAB-Laber muss z. B. die Fab-Charter und die Spielregeln unterschreiben. Zu finden sind die Regularien u. a. im üstra Intranet. Da das üstra-FABLAB noch ganz am Anfang steht, wird für das Jahr 2014 alles schriftlich festgehalten: wie viele Kollegen nutzen das Angebot, wieviel Material wurde verbraucht, gab es Unregelmäßigkeiten etc..
Verbesserungen können mit einfließen, Ideen sind immer willkommen!

 

Rheinbahn


Belastungsorientierte Dienstplangestaltung

Dank einer Idee seitens der Fahrerbelegschaft und einer Gruppe des Betriebsrates, beschreitet die Rheinbahn AG seit Ende 2013 ganz neue Wege im Umgang mit dem demografischen Wandel der rund 1.300 Fahrdienstmitarbeitenden.

Die durchschnittlich immer älter werdenden Fahrerinnen und Fahrer, die zugenommene Verkehrsdichte etc., erhöhten den Druck auf das Fahrpersonal, der Stressfaktor wird erhöht und eine negative Gesundheitsbilanz war eine Folge.

Petra Coddington FotografenmeisterinUm einer Fahrdienstuntauglichkeit entgegen zu wirken, hat die o. g. Gruppe das Fahrpersonal und ihre Wünsche in den Mittelpunkt gestellt. Aus ihren Wünschen wurde ein entsprechender Fragebogen entwickelt. Das Ergebnis dieser Befragung war eine kleine Überraschung. Denn als belastend stellte sich nicht allein die Länge eines Dienstes heraus. Vielmehr wirkten sich hohes Verkehrsaufkommen, Verspätungen, Fahrzeugwechsel im Dienst, unterschiedliche Dienstanfangs- und Dienstendorte als Stressverstärker aus.

Aus dieser Erkenntnis ergab sich das Ziel, Dienste einmal ganzheitlich zu betrachten, weg von der Betrachtung der reinen Stundenzahl. Die Belastung sollte für alle Fahrerinnen und Fahrer gerecht verteilt werden. Hier war die Einschätzung des Fahrers ausschlaggebend. Sie sollten nach der eigenen Einschätzung die einzelnen Aspekte eines Dienstes mit Punkten bewerten.
Die Auswertung dieser Punkte flossen in die Berechnung mit ein, was einen Dienst so alles beeinflusst.

Mit all diesen Zahlen und Fakten entwickelten die Kolleginnen und Kollegen eine Ampelmodell: es gibt rote, gelbe und grüne Dienste. Es wurden Dienstlänge, Pünktlichkeit, Wendezeiten, Lage der Pause, Lage der Ablösestellen und Häufigkeit von Fahrzeugwechseln als belastende Faktoren berücksichtigt. Mit Hilfe dieses Ampelmodells können die Dienste jetzt gerechter geplant und verteilt werden. Der Vorstand und auch der Betriebsrat sehen mit diesem Ampelmodell eine gute Möglichkeit, für eine Entlastung bei der Dienstplangestaltung.
Dies ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg, dem Fahrpersonal eine hohe Verweildauer im Unternehmen zu gewährleisten und der Fahrdienstuntauglichkeit entgegen zu wirken.Petra Coddington Fotografenmeisterin

Erste Zahlen geben ihnen Recht: die Gesundheitsquote im Fahrdienst hat sich deutlich verbessert!